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Projekt Tierschutzkompetenz – tierwohlorientierte Handlungskompetenz in der beruflichen Ausbildung

Projekt Tierschutzkompetenz – tierwohlorientierte Handlungskompetenz in der beruflichen Ausbildung

Logo Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Logo Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
Leitung:  Prof. Dr. Rita Meyer, M.A. Friederike Krause
E-Mail:  rita.meyer@ifbe.uni-hannover.de
Team:  M.A. Jessica Preuß, B.Sc. Matteo Pille, B.Sc. Dirk Zimmermann
Projektstart:  2021
Datum Projektende:  31-10-24
Förderung:  Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL; national, öffentlich), Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE; national, öffentlich), Projektfördernummer 2820MDT121
Laufzeit:  11/2021 - 10/2024

Hintergrund

Seit 2002 ist der Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz (Art. 20a GG) verankert. Neben dem Tierschutzgesetz existieren darüber hinaus bundes- und landesweit geltende Tierschutzverordnungen und Leitlinien für den Tierschutz. Forschungen in der Praxis zeigen jedoch, dass die Tierwohlsituation in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung nicht zufriedenstellend ist und viele Betriebe Optimierungs- und Handlungsbedarfe aufweisen.  

Das Projekt folgt der Annahme, dass in der beruflichen Ausbildung zukünftiger Landwirt:innen und Tierwirt:innen die Schlüsselrolle für eine Sensibilisierung der Halter:innen für mehr Tierwohl liegt. Dabei wird das Thema Tierwohl als relevanter Faktor in der Prozessqualität landwirtschaftlicher Nutztierhaltung betrachtet. Über eine proaktive und regelmäßige Erhebung von Tierwohlindikatoren im eigenen Betrieb und das genaue Beobachten der Tiere kann die Empathie für das anvertraute Tier gefördert werden. Diese Bewusstseinsbildung findet in der landwirtschaftlichen Berufsausbildung bisher jedoch nur unzureichend statt und erfolgt weder in den Berufsschulen, noch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie den ausbildenden Praxisbetrieben.

Zielsetzung

Im Rahmen des Projektes werden Konzepte, Werkzeuge und Lehr-, Lern- sowie Schulungsmaterialien zur Erhebung von tierbezogenen Indikatoren für Tierwohl entwickelt. Unter den Bedingungen der zunehmend technisierten und digitalisierten Arbeit in der landwirtschaftlichen Tierhaltung und der damit einhergehenden Distanzierung vom Tier sollen die Auszubildenden stärker für das Thema Tierwohl sensibilisiert werden.

Ziel ist es, den Ausbau einer umfassenden tierwohlorientierten beruflichen Handlungskompetenz als wesentlichen Bestandteil der individuellen professionellen Haltung von angehenden Landwirt:innen und Tierwirt:innen zu fördern. Eine ausgeprägte Tierwohlkompetenz erfordert sowohl Wissen über das jeweilige Tier und seine Bedürfnisse, als auch Fähigkeiten im Umgang mit den Tieren sowie eine empathische Einstellung ihnen gegenüber. Dies ist gerade vor dem Hintergrund der Bedeutungszunahme von Prozessqualität und Tierschutz in der Nutztierhaltung von Relevanz. Entscheidend ist die Fähigkeit zum selbstreflexivem und verantwortungsvollem Handeln im Spannungsfeld von wirtschaftlicher Betriebsführung, (digitalisierter) Technik und Tierwohl.

Es sollen innovative Lehr-Lernkonzepte entwickelt werden, die die nachfolgenden Lern- und Kompetenzziele berücksichtigen:

  • die Entwicklung eines angemessenen Verständnisses von Tierwohl
  • die Vertiefung des Wissens über natürliches Verhalten und daraus entstehende Bedürfnisse von Rindern und Schweinen
  • der Ausbau der Fähigkeit zur Tierbeobachtung und Problemerkennung
  • die Entwicklung des Interesses und der Bereitschaft für die Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Tierwohl
  • die Ermöglichung des Erwerbs einer Tierschutzkompetenz.

 

Vorgehensweise

Im Rahmen des Gesamtvorhabens werden durch das IfBE zum einen die Ordnungsmittel der Berufsbildung und zum anderen das berufliche Selbstverständnis und die berufliche Sozialisation der angehenden Landwirt:innen und Tierwirt:innen fokussiert, um die Prozesse der sozialen Auseinandersetzung mit der beruflichen Umwelt und ihren Veränderungen verstehen sowie die darauf bezogenen Lehr-Lehrkonzepte entwickeln zu können. Hierzu werden mehrere Teilprojekte bearbeitet:

  1. Zunächst wird mit dem Ziel der Exploration des Untersuchungsfelds eine Dokumentenanalyse der geltenden Rahmenlehrpläne und Curricula für die Berufsausbildung der Landwirt:innen und Tierwirt:innen vorgenommen. In einem weiteren Schritt werden Expert:innen für die landwirtschaftlichen Ausbildungsberufe bzgl. der bildungspolitischen Rahmenbedingungen befragt (qualitative Interviews).
  2. Daran anschließend erfolgen eine quantitative (Online-Fragebogen) und qualitative (Interviews) Befragungen der Auszubildenden bezüglich ihrer berufsbezogenen Sozialisationsfaktoren, die die Ausprägung von Tierschutzkompetenzen begünstigen bzw. hemmen. Ergänzt werden diese Erhebungen durch weitere qualitative Befragungen (Interviews) von Ausbilder:innen, Absolvent:innen der Meisterkurse sowie Studierenden, die im Rahmen ihres Studiums der Landwirtschaft Praktika im LBZ Echem absolvieren.
  3. Auf Basis der gewonnen Erkenntnisse wird das IfBE die kompetenzorientierte Gestaltung der Aus- und Weiterbildung sowie die Entwicklung und Erprobung von Lehr-Lernkonzepten und -materialien sowohl fachlich begleiten als auch abschließend unter der Fragestellung: „Können durch die neuen didaktischen Ansätze tatsächlich Bereitschaft und Interesse zur Auseinandersetzung mit dem Thema Tierschutz erzeugt werden?“ evaluieren.

Durch dieses responsive Vorgehen, das eine kommunikative Validierung der Untersuchungsergebnisse einschließt, wird auch die Reaktion der Untersuchten in den Projektverlauf mit einbezogen und führt zur weiteren Initiierung von Lernprozessen aller Projektbeteiligten. Den Auszubildenden/Bildungsteilnehmer:innen wird zudem angeboten, dass ihr Lernprozess im Hinblick auf Tierwohlthemen durch eine Lernprozessbegleitung unterstützt wird. In diesem Prozess geht es darum, gemeinsam mit einer Lernprozessbegleiterin (IfBE) den Verlauf des eigenen Lernprozesses zu reflektieren. Der Fokus liegt dabei auf der Reflexion subjektiver Entscheidungs- und Handlungsmuster bezüglich des Umgangs mit den Tieren bzw. der Einhaltung von Tierschutzstandards der Auszubildenden.

Die Arbeitspakete des landwirtschaftlichen Bildungszentrums in Echem sowie der Arbeitsgruppe Tierwohl des Thünen-Instituts für Ökologischen Landbau können jeweils auf den Projektseiten der Kooperationspartner:innen eingesehen werden. 

Zielgruppen

  • Auszubildende im Ausbildungsberuf Landwirt:in oder Tierwirt:in
  • Ausbilder:innen der Ausbildungsbetriebe
  • Absolvent:innen der Meisterkurs Landwirt:in / Tierwirt:in
  • Studierende der Agrarwissenschaft im Praktikum

 

Weitere Hinweise zum Projekt

Das Projekt 2820MDT122 ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz in der Projektphase Wissen-Dialog-Praxis. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages.

Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Weitere Informationen hierzu sind auf der Projektwebsite des BMEL zum MuD Tierschutz zu finden: https://www.mud-tierschutz.de/mud-tierschutz/wissen-dialog-praxis/ausbildung/tierschutzkompetenz

IfBE-Ansprechpartnerin

Prof. Dr. Rita Meyer

M.A. Janna Hauschild

M.A. Friederike Krause